Expertenstandardaktualisierung und Auditinstrumente

Expertenstandard Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege

-Post vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege-

Von den zehn DNQP-Expertenstandards für die Pflege liegen sieben mittlerweile in aktualisierter Fassung vor, noch in diesem Jahr folgt eine gemeinsame Aktualisierung der Expertenstandards zum Schmerzmanagement und der Expertenstandard zur Mobilitätsförderung befindet sich ebenfalls im Aktualisierungsprozess. Für die Gültigkeit und die Glaubwürdigkeit von Expertenstandards ist ihre fortlaufende Überprüfung notwendig. Das DNQP-Methodenpapier sieht ihre regelmäßige Aktualisierung spätestens fünf Jahre nach Veröffentlichung der abschließenden und sieben Jahre nach jeder aktualisierten Fassung vor. Die Erfahrungen aus den Aktualisierungen zeigen, dass der Änderungsbedarf an den Standardkriterien zumeist gering war und die gestiegene Ausführlichkeit ihrer Kommentierungen als hilfreich erlebt wurden. Für die Anwendung aktualisierter Expertenstandards in der Pflegepraxis kann dies allerdings die Frage aufwerfen, ob ein Expertenstandard nach Veröffentlichung in aktualisierter Fassung vollständig neu implementiert werden muss, ob nur die veränderten Anteile übernommen werden sollten. Ebenso stellt sich die Frage, wie diese zu identifizieren sind oder ob nicht einfach so weitergearbeitet werden kann, wie zuvor. Möglicherweise sind alle diese Wege erfolgreich, die individuelle Entscheidung für den besten Weg kann durch entscheidende Hilfsmittel erleichtert werden: die Auditinstrumente der Expertenstandards.

Zu jedem Expertenstandard gehört ein entsprechendes Auditinstrument, darüber haben wir bereits in einem früheren Post berichtet. Mit den Instrumenten kann die Umsetzung aller Kriterienebenen eines Expertenstandards überprüft werden. Hierfür sind die Instrumente dreigeteilt. In einem patient*innen- bzw. bewohner*innenbezogenen Teil werden mittels Pflegedokumentationsanalysen und mündlichen Befragungen der zuständigen Pflegefachkräfte sowie der Patient*innen bzw. Bewohner*innen Erkenntnisse zur Umsetzung der Prozess- und Ergebniskriterien gewonnen. Mit einer pflegepersonalbezogenen Befragung zum Wissensstand und einer Befragung leitender Pflegefachkräfte zu einrichtungsbezogenen Anforderungen werden die Umsetzung von Strukturkriterien in den Blick genommen. Auf diese Weise ist eine Analyse des Umsetzungsgrads von Expertenstandardkriterien zur internen Qualitätsentwicklung und -steuerung möglich. Alle Auditinstrumente sind über die DNQP-Website verfügbar und enthalten neben den Erhebungsbögen auch Hinweise zu ihrer Anwendung und Auswertung.

Der ursprüngliche Zweck der Auditinstrumente besteht in der Überprüfung der Umsetzungsqualität der Standardkriterien nach der Erstimplementierung eines Expertenstandards zur Steuerung der einrichtungsinternen Qualitätsarbeit. Eingesetzt wurden und werden sie zuerst im Rahmen von DNQP-Projekten zur modellhaften Implementierung von Expertenstandards und sind dabei ein wichtiger Baustein für die Bewertung von Praxistauglichkeit und Anwendbarkeit neuer Expertenstandards. Ebenso nutzen wir sie in den Praxisprojekten, allerdings nicht am Ende des Projekts, wie im Rahmen einer modellhaften Implementierung, sondern bereits zu Beginn. Das bietet die Gelegenheit, den aktuellen Stand der Arbeit mit dem Expertenstandard aufzuzeigen und auf Anpassungsbedarfe als Ergebnis der Aktualisierung des Expertenstandards oder auf Schwachstellen hinzuweisen, die sich vielleicht mit der Zeit in der Anwendung des Expertenstandards ergeben haben.

Diese Anwendung der Auditinstrumente zu Beginn des Projektes führt zurück zu der Frage, wie Einrichtungen mit aktualisierten Expertenstandards umgehen können. Bereits Auditverfahren mit einer kleineren Anzahl an Analysen der Pflegedokumentation sowie Befragungen der Pflegenden und Patient*innen bzw. Bewohner*innen können unserer Erfahrung nach substantielle Hinweise auf mögliche Qualitätsentwicklungspotentiale liefern. Dabei fallen für die interne Qualitätssteuerung nicht nur Anpassungsbedarfe auf Grund einer Expertenstandardaktualisierung ins Auge, sondern möglicherweise auch andere Verbesserungspotentiale. Gleichermaßen können solche Auditverfahren aber natürlich auch sichtbar machen, an welchen Stellen die einrichtungsinterne pflegerische Versorgung bereits dem Qualitätsniveau entspricht, das ein Expertenstandard empfiehlt, und auf welchem Stand sich das fachliche Niveau des Pflegehandelns einer Einrichtung befindet.

Die Auditinstrumente dienen der einrichtungsinternen Qualitätssteuerung. Sie sind keine Kontrollinstrumente, sondern unterstützen das Qualitätsmanagement in der Entscheidungsfindung für oder gegen notwendige Maßnahmen der internen Qualitätsentwicklung. Wir haben bereits über das Weiterbildungsangebot des DNQP berichtet, dass Pflegefachkräften in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen eine Unterstützungsmöglichkeit bei der Auseinandersetzung und der Arbeit mit Expertenstandards und insbesondere mit den Auditinstrumenten gibt und auf diese Weise auch den Einsatz der Auditinstrumente in der Praxis fördern soll. Denn es sollte nicht verschwiegen werden, dass die Auditdurchführung sowie die Auswertung und Bewertung der Ergebnisse bestimmter Voraussetzungen bedürfen. Hierbei sind vor allem die Kompetenz der auditieren Person und natürlich auch zeitliche Ressourcen von Bedeutung.  Zudem spielen die Offenheit der Pflegenden und der Pflegeleitungen gegenüber dem Auditprozess und gegenüber einer transparenten Darstellung ihres Handelns eine wichtige Rolle. Erst mit einer gewissen Routine wird es möglich, mit dem Auditverfahren selbstverständlicher umzugehen und die Auditinstrumente kreativer einzusetzen, beispielsweise im Rahmen von Pflegevisiten oder durch gezielte Nutzung einzelner Fragenkomplexe, z. B. zur Analyse einzelner pflegerischer Handlungsbereiche wie der Anleitung, Schulung oder Beratung von Patient*innen bzw. Bewohner*innen und ihrer Angehörigen. Allerdings wird über solche Einsatzfelder und Erfahrungen noch selten berichtet. Haben Sie die Auditinstrumente vielleicht bereits in einer solchen oder ähnlichen Form genutzt? Oder andere, möglichweise weniger positive Erfahrungen damit gemacht? Dann würden wir uns über Kommentare oder Fragen freuen.


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Kontakt:

Heiko Stehling, MScN

h.stehling(at)hs-osnabrueck.de

www.dnqp.de

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