
-Auf die Schnelle-
Der Begriff „Homecare“ stammt aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum. Es bezeichnet Programme, die die medizinische, pflegerische und technische Versorgung von Patienten*innen in der Häuslichkeit, also unabhängig von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sicherstellen.
Seit dem Ende des 19. Jahrhundert wurden in den USA und UK ausgebildete Krankenschwestern zur Unterstützung vor allem von ärmeren, aber auch chronisch kranken Patienten*innen geschickt. Bezahlt wurden diese Besuche von den Familien, sowie karitativen Organisationen, etwa um Tuberkulose-Kranke zu versorgen.
Im Laufe der nächsten Jahrzehnte, wurden auch durch die Erfahrungen der Invaliden- und Veteranen-Versorgung nach den Weltkriegen umfassende Homecare-Konzepte in Zusammenarbeit mit Ärzten*innen, Physiotherapeuten*innen, Angehörigen und staatlichen Gesundheitsprogrammen (Medicare/Medicaid) weiterentwickelt.
Moderne Home Care Konzepte bieten eine ambulante Behandlung und/oder eine ambulante Pflege. Professionelle Gesundheitsdienste führen in Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten unter anderem medizinische oder psychologische Diagnostik, Schmerztherapie, Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie durch, übernehmen Wundversorgung oder unterstützen die Verabreichung von Medikamenten und Infusionen. Zu den Dienstleistungen, die die Alltagsbewältigung unterstützen, können außerdem Tätigkeiten wie die Zubereitung von Mahlzeiten, Besorgungen, Einkaufen, aber auch die Bereitstellung von Medikamenten gehören.
Aktuelle, auch in Deutschland angebotene „Homecare“-Programme sollen Patienten*innen ermöglichen, in ihre häusliche Umgebung zurückkehren zu können, auch wenn sie erkrankungsbedingt bestimmte Therapie- und Pflegemaßnahmen benötigen. Sie können etwa eine professionelle Wundversorgung, Kontinenzversorgung und die Behandlung und Pflege von chronischen Krankheiten sicherstellen. Krankenhausaufenthalte können durch Homecare verkürzt oder in der Folge vermieden werden. Homecare kann damit ein wichtiger Bestandteil eines strukturierten Entlassmanagements sein.
Die ambulante Weiterführung einer im Krankenhaus begonnenen Therapie soll durch ein sogenanntes Home Care Team sichergestellt werden. Die besteht meist aus einem niedergelassenen Hausarzt und/oder Facharzt und einem Homecare-Unternehmen, welches Pflegefachpersonen beschäftigt.
Pflegeberatung zu Homecare-Konzepten
Ansprechpartner für eine unabhängige, kompetente, kostenfreie Pflegeberatung sind Pflegestützpunkte, sowie das Pflegetelefon des Bundesgesundheitsministeriums: https://www.wege-zur-pflege.de/start , in NRW https://www.pflegewegweiser-nrw.de/ueber-uns zum Thema Alzheimer die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. https://www.deutsche-alzheimer.de
In Deutschland definiert der aus Vertretern kommerzieller Unternehmen bestehende Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) Home Care, der auch Beratungen anbietet, wie folgt:
„Als häusliche Versorgung eines Patienten mit erklärungsbedürftigen Hilfs- und Verbandmitteln durch geschultes Fachpersonal im Rahmen einer ärztlichen ambulanten Therapie in vergleichbarer Qualität, wie sie die Klinik gewährleistet. Leistungserbringer sind in diesem Fall sogenannte Homecare-Unternehmen, die sich bei Bedarf um das Überlassungs- und Überleitungsmanagement aus dem stationären in das ambulante Umfeld kümmern und die weitere Versorgung mit therapienotwendigen Produkten und Medizintechnik gewährleisten. Sie übernehmen aber keine Dienstleistungen im Sinne der Grund- und Behandlungspflege.“
https://www.bvmed.de/de/versorgung/homecare
Praktische Einblicke
Einen interessanten Einblick in die Herausforderungen des Alltags von Home Care Nurses in Schottland (UK) verdeutlicht folgender filmischer Beitrag:
Quellen / Literatur
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34571041/ „Impact of the COVID-19 Pandemic on Home Care Services Among Community-Dwelling Adults With Dementia“
Journal of the American Medical Directors Association 2021 Nov;22(11):2258-2262.e1. doi: 10.1016/j.jamda.2021.08.031. Epub 2021 Sep 6.
https://www.bvmed.de/de/versorgung/homecare
Der BVMed vertritt als Wirtschaftsverband über 230 Industrie- und Handelsunternehmen der Medizintechnologie-Branche. Im BVMed sind unter anderem die 20 weltweit größten Medizinprodukthersteller im Verbrauchsgüterbereich organisiert.
https://www.nursing.upenn.edu/nhhc/home-care/
Karen Buhler-Wilkerson, “Care of the Chronically Ill at Home: An Unresolved Dilemma in Health Policy for the Unites States,” Milbank Quarterly, 85(4) (December 2007): 611-39.
von Reibnitz, C. Homecare: Gut versorgt zuhause. Heilberufe 70, 36–38 (2018). https://doi.org/10.1007/s00058-018-3807-x
Wenn Sie eine Frage an uns haben: Dann nutzen Sie die Kommentarfunktionen unter den einzelnen Posts oder schreiben uns direkt!
Nils Hensel
Dialogzentrum Leben im Alter (DZLA)