Pro-Contra-E-Learning

Dialogzentrum Leben im Alter E Learning

Durch die Corona-Krise kommt es auch außerhalb der Hochschulen durch die aktuellen Einschränkungen eines Präsenzunterrichts zu einem bislang nicht erreichten massenhaften Einsatz von E-Learning. Gleichzeitig zeigen sich durch diese intensive Nutzung deutlich Vor- und Nachteile.

Der deutsche Bildungsforscher Josef Schrade, meinte bereits 2019 [1] dass „eine kluge und moderne Nutzung des E-Learnings noch nicht in der Praxis (der Wissensvermittlung) angekommen ist“. Ob sich dies durch die aktuellen Umstände nachhaltig verbessert hat, ist noch unklar. [2]

Was ist E-Learning?

Das E-Learning (Electronic learning) bezeichnet alle Formen des elektronisch unterstützten Lernens. [2] Es existierten hierzu Synonyme wie Online-Lernen (Onlinelernen), Telelernen, multimediales Lernen, computergestütztes Lernen, Open and Distance-Learning und Computer-Supported-Collaborative-Learning (CSCL). Bisher existiert jedoch keine allgemein anerkannte Definition des E-Learnings. Kennzeichen von E-Learning sind:

Multimedialität (Einbinden verschiedener Medien wie E-Lectures, Audiokanäle etc.)

Multimodalität (Ansprechen der Sinnesorgane, hier v.a. auditiv und visuell)

Multicodalität (Einbinden verschiedener Informationscodierungen wie Hyperlinks, Animationen und Simulationen)

Interaktivität (Verfügbarkeit unterschiedlicher Steuerungs- und Eingriffsmöglichkeiten)

Vor und Nachteile von E-Learning

Keine Einschränkungen beim Lernen

Im Gegensatz zum Lernen durch reinen Präsenzunterricht gibt es keine Beschränkung durch den Standort, die Räumlichkeiten oder die Anzahl der Lernenden. Durch eine (digitale) Dokumentation bestehen außerdem auch keine zeitlichen Einschränkungen. Dies erleichtert die Planung für Lehrenden und die Kursteilnehmer:Innen.

Online-Kurse können durch multimediale Verwendung, etwa von Videos oder Online-Spielen interaktiv und unterhaltsam sein. Dadurch kann nicht nur die Beteiligung der Lernenden, sondern auch der Lerneffekt des betreffenden Kursmaterials erhöht werden.

Im E-Learning ist es außerdem möglich, Materialien in allen möglichen Formaten wie Videos, Dokumenten und PDFs zu präsentieren.

Live-Online-Kurse bieten zudem den Vorteil von Kommunikation und Nachfragen während einer Präsentation von Inhalten über Chaträume und Diskussionsforen.

Kosteneffizienz von Online-Kurse

Die Kosten für E-Learning sind in der Regel wesentlich geringer. In E-Learning Kursen können Schulungsmaterialien laufend aktualisiert werden. Viele Lernangebote können im Gegensatz zu Präsenzunterricht und Weiterbildungskursen zu geringeren Gebühren oder kostenlos angeboten werden.

Nachteile von E-Learning

Onlinekurse fordern von den Lernenden ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Organisation.

Gesundheitliche Risiken

Obwohl E-Learning den Teilnehmern Flexibilität und damit die Möglichkeit bietet, aus der Ferne auf das Kursmaterial zuzugreifen, können sich die Lernenden isoliert und mit den Lerninhalten alleingelassen fühlen. Dies kann zu Frust und dem Abbruch von Kursen führen.

Kreativität und Problemlösungsideen innerhalb von Lerngruppen und der Austausch können in Onlinekursen gehemmt sein.

E-Learning erfordert die Verwendung eines Computers, Tablets und ähnlicher Geräte und damit eine lange Bildschirmnutzung. Dies bedeutet, dass es zu einer Überanstrengung der Augen, zu einer ungesunden Haltung und anderen körperlichen Problemen kommen kann.

Zur Verwendung von E-Learning-Programmen brauchen die Teilnehmer eine Sicherheit im Umgang mit digitalen Medien. Dies kann nicht nur bei Älteren zu Unsicherheit und Ablehnung von elektronischen Lehrangeboten führen.

Wie kann E-Learning gelingen?

Organisationen und Lehrende müssen E-Learning Angebote ansprechend gestalten, damit diese den Lernerfolg und einen Wissensaustausch ermöglichen.

Vor dem Start des Kurse sollte es Möglichkeiten für Teilnehmer und Lehrende geben sich mit der genutzten Software und Lernumgebung vertraut zu machen.

Feedback-Möglichkeiten fördern das Aufdecken von Missdeutungen und Irritationen, die den Lernerfolg verhindern.

Regelmäßige Pausen und der Hinweis auf einen Wechsel der Körperhaltung verbessern die Aufnahme von Lerninhalten.

Den Einsatz von Blended Learning, also einer Mischung (engl. blend = Mischung) von Präsenzunterricht und E-Learning, um die Vorteile unterschiedlicher Lernumgebungen zu nutzen.

Was folgt hieraus für die Pflege?

Eine 2019 veröffentlichen Studie (Lee-Franklin Koch) [4] stellt die Herausforderungen für die Hochschul-Ausbildung durch E-Learning im Bereich der Pflege heraus.

Aus Sicht der Teilnehmenden hängt die Effektivität von E-Learning von der Komplexität der zu vermittelten Inhalte und der Kompetenz der Lehrenden im Umgang mit den verwenden digitalen Lernumgebungen ab.

Aus Sicht von E-Learning Expertinnen und Experten hängt der Erfolg von der „pädagogisch-didaktischen Qualität“ ab und ob diese „auf geeignete Lernziele“ abgestimmt wird. Hierzu schlagen sie prüfbare Qualitätsstandards und den „Einsatz durchdachter curricularer Konzepte vor, um einen Mehrwert für Lehrperson und Studierende zu gewährleisten.“

„Studierende müssen bei virtuellen Lehr-Lern-Arrangements von einer echten Person begleitet werden, um bestimmte für die hochschulische Pflegeausbildung zentrale Kompetenzen erwerben zu können.

Koch, Lee-Franklin „E-Learning in der hochschulischen Pflegeausbildung in Deutschland und die Rolle von Hochschullehrenden: Eine Delphi-Erhebung zur Ermittlung und zum Vergleich von Expertenmeinungen“, S.4 ff., 2019, Dissertation an Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd

Die Interaktion im virtuellen Raum kann die direkte Interaktion von Angesicht zu Angesicht in der hochschulischen Pflegeausbildung nicht ersetzen. Deshalb sollte sie E-Learning nur im Rahmen eines Blended Learning Konzepts integrieren. Es muss ein neues Kompetenzprofil für Lehrpersonen in der hochschulischen Pflegeausbildung entwickelt werden, das E-Kompetenzen umfasst. Das Lehrpersonal muss dementsprechend weitergebildet bzw. ausgebildet werden.

E-Learning sollte nur im Rahmen eines Blended Learning Konzepts integriert werden und das Lehrpersonal muss dementsprechend weiter-bzw. ausgebildet werden.

Praktisch heißt dies, dass eine Mischung (engl. blend = Mischung) von Präsenzunterrichts und E-Learning, also die Vorteile unterschiedlicher Lernumgebungen genutzt werden sollte.

Inwiefern eine Wissensvermittlung im Rahmen der plötzlichen Umstellung durch die Einstellung des Präsenzunterricht durch die Corona-Krise auf nahezu komplette Online-Lehre in der Ausbildung an Hochschulen aber auch Berufsschulen gelingen kann, erscheint fraglich.

Online-Seminare am DZLA

Alle Seminare der DZLA-Akademie finden Sie hier:

https://www.dzla.de/dialogakademie/


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Nils Hensel

Dialogzentrum Leben im Alter (DZLA)


Literatur

[1] https://www.e-teaching.org/news/eteaching_blog/100-meinungen-zu-e-learning-89-statement Stiftung Medien in der Bildung (SbR); Leibniz-Institut für Wissensmedien

[2] https://www.mdpi.com/1999-5903/12/6/94; Studie der Technischen Universität Graz erstellt im Frühjahr 2020

[3] Patricia Arnold | Lars Kilian Anne Thillosen | Gerhard Zimmer „Handbuch E-Learning“ UTB-Verlag 2020

[4] https://phsg.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/118/file/Koch-Lee-Franklin_Dissertation-2019.pdf; Lee Franklin Koch: „E-Learning in der hochschulischen Pflegeausbildung in Deutschland und die Rolle von Hochschullehrenden: Eine Delphi-Erhebung zur Ermittlung und zum Vergleich von Expertenmeinungen“ Promotion an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmund 2019

Eine Antwort

  1. Nils Hensel sagt:

    Vielen Dank für Ihre Kommentare zu diesem und weiteren Artikeln.
    Wir haben die Artikel entsprechend überarbeitet.
    Durch neue Verlinkungen auf diesem Blog und den Seiten des DNQP gab es einige fehlende Weiterleitungen, die wir ergänzt haben.
    Freundliche Grüße,
    Nils Hensel

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