Sprache und Kunst – Zwischen Licht und Schatten

-Gastbeitrag –

Sie haben als Institution oder Person eine besondere Idee, die sie unter das Volk bringen wollen? In unserer Serie „Ihr Platz …“ machen wir genau das, was der Serienname verspricht: Wir verschaffen Ihnen einen Platz im „Dialogzentrum Leben im Alter (DZLA)“.

Mehr Informationen: https://www.dzla.de/ihr-platz-im-dzla/


Ein Projekt für Menschen mit Demenz
Was hat es auf sich mit der Sprache in der der Demenz?

Was hat es auf sich mit der Sprache in der der Demenz? Sie bewegt sich im Spannungsfeld extremer Pole: semantische Präzision und ausgefeilte Syntax auf der einen Seite – Verstummen auf der anderen, dazwischen alle Schattierungen. Aber geht deshalb auch ihre Entwicklung zwangsläufig in Richtung Verstummen? Die Erfahrung mit meiner 93jährigen Mutter lehrt: nein! Die verbreitete Auffassung, in der Demenz könne von einem gewissen Stadium an sprachlich kaum noch kommuniziert werden, ist eine sich selbst erfüllende Prophezeihung: Je mehr man Sprache brachliegen lässt, desto geringer wird das Vertrauen in die eigene Mitteilungsfähigkeit, desto rascher verfallen Fähigkeiten. In der Alltagskommunikation, besonders in unserem zeitlich eng getakteten Pflegesystem, ist Verstehen gleichbedeutend mit rascher Auffassung des Gesagten. Gemessen daran, spricht ein Mensch mit Demenz früher oder später unverständlich und erntet bestenfalls ein leeres: „Ja,ja.“

So geht der Weg in die Sprachlosigkeit, deren böse Kumpanin die Aggression ist. Sprache braucht Betätigung, Verstehen und Resonanz. Leichter gesagt als getan? Natürlich! Aber die Mühe verspricht Gewinn. Das Projekt Sprache und Kunst – Zwischen Licht und Schatten schickt sich an, das zu beweisen.

Der Land Art – Künstler Wolfgang Buntrock hat im Hermann Löns-Park in Hannover eine von mir gestiftete Installation geschaffen, die etwas vom Wesen der Demenz hat: Seltsam ist sie in ihrer Schönheit, ein Fremdkörper an dem Ort und zugleich faszinierend. Dieser Ort bildet den Ausgangspunkt. Hier fanden seit Herbst 2020 bereits erste Veranstaltungen statt: die Eröffnung mit Gedichten von meiner Mutter und mir und einem kleinen Querflötenkonzert; ein Treffen mit einer Gruppe von Heimbewohner*innen, bei dem es bereits erstaunliche Erzählungen gab; Einführungen ins Thema Sprache in der Demenz anhand aufgezeichneter Dialoge; Gespräche mit Angehörigen und Spaziergängern. In einem Pflegeheim in Hannover haben erste Runden zum Kennenlernen und Erzählen stattgefunden. Für das kommende Jahr 2022 sind weitere Einführungen und kreative Treffen im Park oder im Heim geplant.

Gibt es ein Ziel? Einerseits soll die sprachliche Kreativität frei in Gang kommen. Sie darf sich ebenso entfalten, wie sie versiegen darf. Das gehört zu jedem kreativen Prozess. Andererseits wird die Absicht der ästhetischen Gestaltung für die Teilnehmer*innen durchgehend spürbar sein. Hier gilt: Der Weg ist das Ziel, denn er kann Vertrauen in die eigene Mitteilungsfähigkeit schaffen. Diese Arbeit ist zeitlich nicht befristet. Die Installation wird aber voraussichtlich Ende 2022 wieder abgebaut. Ich hoffe, dass im kommenden Jahr viele interessante Texte entstehen, aus unterschiedlichen
Gattungen, die dann feierlich mit musikalischer Begleitung vorgetragen werden können. Solche Texte – ich konnte das mehrfach erleben – öffnen die Ohren und Augen und konnten selbst eine versierte Betreuerin mit langjähriger Erfahrung zum Staunen bringen.

Wer sich für das Projekt interessiert, kann sich gern per e mail an mich wenden.
Ich freue mich über Nachfragen!

Sabine Birck
sa-birck@t-online.de
Nähere Informationen gibt es hier:
www.notabene-sprachkonzept.de


Gern schicke ich auch die Broschüre Zwischen Licht und Schatten per Post zu.


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